Die Ursachen von Depressionen und Angststörungen können nicht eindeutig bestimmt werden und sind von Mensch zu Mensch unterschiedlich. Manchmal kann eine schwierige Zeit im Leben eine Depression oder Angststörung auslösen. Manchmal spielen mehrere Faktoren, die sich im Laufe der Zeit angestaut haben, eine Rolle. Manchmal gibt es auch auf den ersten Blick gar keinen offensichtlichen Grund.
Risikofaktoren
Zu den Risikofaktoren, die bei Männern eine Depression oder Angststörung hervorrufen können, gehören:
- Körperliche Erkrankungen
- Beziehungsprobleme
- Berufliche Probleme
- Einsamkeit oder sich ausgeschlossen fühlen
- Erhebliche Veränderung der Lebensumstände (zum Beispiel Trennung oder Scheidung)
- Schwangerschaft der Partnerin und Geburt eines Kindes
- Drogen- und Alkoholkonsum
Besonders gefährdete Gruppen
Manche Männer sind stärker gefährdet an einer Depression oder Angststörung zu erkranken als andere.
Junge Männer
Depressionen und Angststörungen zählen zu den häufigsten psychischen Erkrankungen bei jungen Menschen. In dieser Altersgruppe ist der Suizid nach den Unfällen die zweithäufigste Todesursache. Einer von sieben jungen Männern zwischen 16 und 24 Jahren leidet jedes Jahr unter einer Depression oder Angststörung.
Oft werden die Symptome nicht erkannt, weshalb junge Menschen nicht die Hilfe erhalten, die sie benötigen. Manchmal werden die Anzeichen ignoriert oder als “Phase des Erwachsenwerdens” abgetan.
Wenn Sie meinen, dass Sie oder jemand, den Sie kennen, eine Depression oder Angststörung hat, sollten Sie Folgendes tun:
- Achten Sie auf Anzeichen einer Depression beziehungsweise Angststörung.
- Hören Sie zu, was Ihr Freund über sich selbst sagt.
- Sprechen Sie über das, was passiert.
- Handeln Sie gemeinsam.
Die erste Zeit der Vaterschaft
Viele von uns wissen, dass bei Müttern in der Schwangerschaft und nach der Entbindung eine Depression auftreten kann. Aber es ist wichtig daran zu erinnern, dass auch Väter gefährdet sind.
Auch Väter können während der Schwangerschaft und im ersten Jahr nach der Geburt ihres Kindes eine Depression entwickeln. Eine Auswertung von über 40 Internationalen Studien kam zu dem Ergebnis, dass etwa 10 Prozent der Männer davon betroffen sind. Statistiken zeigen, dass Depressionen und Angststörungen vor allem bei Vätern häufig auftreten, die:
- zuvor schon einmal eine Depression hatten
- wenig praktische, emotionale oder soziale Unterstützung erfahren
- unter einer finanziellen Belastung stehen („Familienernährer“ soll das Einkommen sichern)
- eine schwierige Geburt (mit)erlebt haben
- Erfahrungen mit Drogen oder Alkohol machen odergemacht haben
- ein krankes Baby haben
- größere Schwierigkeiten im Leben und in Beziehungen haben oder gehabt haben
- erkennen, dass sie es sich anders vorgestellt hatten, Eltern zu werden
Sollten Sie oder Ihre Partnerin beziehungsweise Ihr Partner unter einer Depression oder Angststörung leiden, beeinflusst das ebenso das Baby und andere Kinder in der Familie. Daher ist es wichtig, dass Sie so schnell wie möglich Hilfe suchen.
Ältere Männer
Bei älteren Menschen sind Depressionen und Angststörungen nicht selten und treten aus unterschiedlichen Gründen auf. Dazu zählen beispielsweise körperliche Krankheiten oder ein persönlicher Verlust. Depressionen und Angststörungen sind aber keine „normalen“ Phasen des Älterwerdens! Es gibt sehr gute Behandlungsmöglichkeiten! Diese Erkrankungen sollten in jedem Alter behandelt werden.
Folgende belastende Situationen können bei älteren Menschen eine Depression auslösen:
- Physische Krankheiten, wie Krebs, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Demenz, Schlaganfall etc.
- Chronische Schmerzen
- Nebenwirkungen von Medikamenten
- Verluste – zum Beispiel von Beziehungen, Unabhängigkeit, Arbeit und Einkommen, Selbstwert, Mobilität und Flexibilität
- Einsamkeit, sich ausgeschlossen fühlen, fehlende Mobilität etc.
- Wesentliche Veränderungen in den Wohnverhältnissen, zum Beispiel Aufgabe des eigenen Heims und Umzug in eine Pflegeeinrichtung
- Einweisung ins Krankenhaus
- Bestimmte Jahrestage und damit verbundene Erinnerungen vor allem, wenn diese mit dem Verlust geliebter Menschen verbunden sind
Wenn Sie vermuten, Sie könnten eine Depression beziehungsweise Angststörung haben, informieren Sie sich und sprechen Sie mit Ihrer Ärztin beziehungsweise Ihrem Arzt – genauso, wie Sie es tun würden, wenn es um Ihren zu hohen Blutdruck, Arthritis oder eine andere Krankheit geht.
Männer am Arbeitsplatz
Arbeit und Arbeitsplatz beeinflussen die psychische Gesundheit stark – sowohl in positivem als auch im negativen Sinne.
Depressionen und Angststörungen können mit Stress bei der Arbeit zusammenhängen. Es muss daher abgeklärt werden, ob dieser die Ursache einer Erkrankung ist, denn Stress bei der Arbeit über längere Zeit oder in hohem Ausmaß stellt einen Risikofaktor für psychische Erkrankungen dar.
Arbeitsbedingungen, die Stress hervorrufen können, sind:
- Hohe Anforderungen, Überlastung und Druck
- Fehlende Möglichkeit sich einzubringen und in Entscheidungen eingebunden zu werden
- Unklare Funktion
- Unsicherer Arbeitsplatz
- Regelmäßige Überstunden
- Mobbing, Bossing
- Schlechte Kommunikation
- Unzureichende Ressourcen
Eine Depression oder Angststörung hat gewöhnlich nicht nur auf die Einzelperson, sondern auch auf die Familie, Freundinnen und Freunde sowie Arbeitskolleginnen und Arbeitskollegen Auswirkungen.
Arbeitslose Männer
Unerwartete Einkommensverluste können massive finanzielle und emotionale Auswirkungen haben.
Trifft einer (oder treffen mehrere) der folgenden Faktoren auf Sie zu?
- Kürzungsmaßnahmen am Arbeitsplatz
- Verlust des Arbeitsplatzes
- Große finanzielle Verluste
- Fehlende Altersversorgung
Zukunftsängste Einige finanzielle Verluste lassen sich durch Einkommensbeihilfen ausgleichen. In anderen Fällen muss tatsächlich die Altersversorgung überdacht oder müssen die Haushaltsausgaben verringert werden. Diese einschneidenden Ereignisse gehen mit deutlichen finanziellen Verlusten und Veränderungen einher. Daher ist verständlich, dass die Betroffenen zuerst mit Verzweiflung reagieren. Bisweilen ähneln die Reaktionen auch einer Trauer.
Untersuchungen zeigen, dass der Verlust des Arbeitsplatzes und des Einkommens die Gesundheit gefährdet und das Risiko von Depressionen beziehungsweise Angststörungen erhöht. Allerdings können Sie praktische Maßnahmen ergreifen um ihre gegenwärtige Lage wieder in den Griff zu bekommen.
Schwerwiegende gesundheitliche Ereignisse und chronische Erkrankungen
Ein plötzliches oder unerwartetes gesundheitliches Ereignis – wie ein Herzinfarkt, Schlaganfall, eine Krebsdiagnose oder andere schwere Krankheiten und Verletzungen – kann Ihr Leben auf viele Weisen verändern. Häufige Reaktionen sind Gefühle von Schock, Wut und Traurigkeit. Gewöhnlich gehen diese Gefühle mit der Zeit vorüber. Wenn diese Gefühle Sie jedoch anhaltend belasten, sind Sie stark gefährdet, eine Depression oder Angststörung zu entwickeln.
Wenn Sie mit chronischen Erkrankungen, zum Beispiel Herzschwäche, Diabetes, Arthritis oder Asthma leben, sind Sie ebenso gefährdet, eine Depression oder Angststörung zu entwickeln. Auch weniger häufige chronische Krankheiten können mit Depressionen in Verbindung gebracht werden, unter anderem chronische Schmerzen, die Parkinson-Krankheit und das Chronische Erschöpfungssyndrom, auch Burnout genannt.
Es kann natürlich schwierig sein, zu unterscheiden, ob Sie sich wegen Ihrer Erkrankung niedergeschlagen fühlen oder ob Sie tatsächlich Symptome einer Depression oder Angststörung haben. In manchen Fällen kann es sogar beides sein. Wenn Sie sich nicht sicher sind, ob Ihre Gefühle eine normale Reaktion auf die gesundheitlichen Ereignisse in Ihrem Leben sind, lassen sie sich professionell beraten. In einem offenen Gespräch mit Expertinnen beziehungsweise Experten können Sie gemeinsam herausfinden, was mit Ihnen los ist und ob Sie eine zusätzliche Beratung oder Behandlung benötigen.
Alkohol- und Drogenkonsum
Der Konsum von Drogen und Alkohol kann sowohl zu Depressionen führen als auch Folge einer Depression sein.
Viele Menschen mit einer Depression oder Angststörung nehmen Drogen oder Alkohol zu sich, um mit ihrem Leben fertig zu werden. Besonders bei Männern kommt es häufig vor, dass sie die Symptome einer Depression oder Angststörung verbergen oder verdrängen wollen, indem sie Alkohol oder andere Drogen konsumieren. Dies verstärkt die Symptome jedoch nur zusätzlich.
Auf jemanden mit einer Depression können einige Gläser Alkohol andere und schwerwiegendere Wirkungen haben als auf jemanden ohne Depression.
Wenn Sie unter Symptomen einer Depression oder Angststörung leiden, sollten Sie auf jeden Fall Ihren Alkohol- und Drogenkonsum reduzieren, um die Symptome erfolgreich behandeln zu können, damit es Ihnen bald wieder besser geht.