Frauen leiden häufiger unter psychischen Erkrankungen und das trifft vor allem auf Depressionen, Angststörungen oder posttraumatische Belastungsstörungen zu.
Depressionen und Angststörungen können jederzeit zum Vorschein kommen – aber es ist bekannt, dass Frauen während der Schwangerschaft und im Jahr nach der Entbindung eines Kindes verstärkt darunter leiden. Während der Schwangerschaft treten bei einer von zehn Frauen Depressionen auf; im ersten Jahr nach der Entbindung sogar bei einer von fünf Frauen. Bei vielen Frauen erscheinen Angststörungen und Depressionen häufig gleichzeitig. Expertinnen beziehungsweise Experten schätzen, dass 70 Prozent der betroffenen Mütter ihre Symptome verbergen. Mütterlicher Suizid betrifft eine von sieben Frauen, die nach der Geburt sterben. Fast ein Viertel (23 Prozent) der Todesfälle von Müttern nach der Geburt hängt mit psychischen Erkrankungen zusammen.
Um Angststörungen und Depressionen bei sich und anderen erkennen zu können, ist es hilfreich, die Gefahren, Anzeichen und Symptome zu kennen. Vergessen Sie nicht, dass es Möglichkeiten einer effektiven Behandlung gibt. Die meisten Menschen mit der richtigen Betreuung werden wieder gesund.
Auslöser von Depressionen und Angststörungen bei Frauen
Einschneidende Erlebnisse im Leben einer Frau, wie Schwangerschaft, Mutterschaft und Menopause können für Frauen eine große Belastung darstellen. Auch negative Lebenserfahrungen wie Armut, Diskriminierung, Gewalt, Arbeitslosigkeit und soziale Isolation können Auswirkungen auf die psychische Gesundheit und das Wohlbefinden einer Frau haben. Eine Rolle spielen auch Einfluss von Geschlechterrollen sowie ungleiche wirtschaftliche und gesellschaftliche Beziehungen zwischen Männern und Frauen in der Gesellschaft.
Einige Situationen, die zu Angststörungen und Depressionen bei Frauen beitragen können, sind unter anderem:
Betreuung von Familienmitgliedern, die krank oder pflegebedürftig sind
Frauen übernehmen häufig die Pflege und Betreuung von erkrankten oder pflegebedürftigen Familienmitgliedern. Diese Aufgabe kann die körperliche und psychische Gesundheit der Betreuungsperson wesentlich beeinträchtigen.
Veränderung der Lebensumstände
Depressionen und Angststörungen treten häufiger bei getrennten, geschiedenen und verwitweten Frauen auf. Für Frauen in dieser Situation ist es hilfreich, mit anderen über ihre Gefühle zu sprechen und Hilfe anzunehmen.
Gewalt oder Missbrauch
Damit eine Frau psychisch gesund bleibt, muss sie sich sicher und in ihren Beziehungen respektiert fühlen. Gewalt und Übergriffe sowie seelischer, körperlicher und sexueller Missbrauch können zu schweren gesundheitlichen Problemen führen. Dazu zählen auch psychische Erkrankungen, wie Depressionen und Angststörungen, Drogen- und Alkoholmissbrauch, suizidale Gedanken, Suizidversuche und eine posttraumatische Belastungsstörung.
Essstörungen
Frauen sind von Anorexie („Magersucht“) und Bulimie („Ess-Brechsucht“) viel stärker betroffen als Männer. Eine Essstörung ist eine psychische Erkrankung, die viele Risikofaktoren mit einer Depression teilt. Viele Frauen mit einer Essstörung leiden in bestimmten Lebensabschnitten auch häufig unter einer Depression und/oder Angststörung.
Gleichgeschlechtliche Anziehung
Untersuchungen zeigen, dass lesbische und bisexuelle Frauen im Vergleich zu heterosexuellen Frauen stärker von Angststörungen und Depressionen betroffen sind. Bei ihnen ist die Gefahr von Suizid und Selbstverletzung erhöht, da sie oft unter Diskriminierung, Mobbing und Missbrauch zu leiden haben. Die Gefahr einer psychischen Erkrankung wird häufig verstärkt, wenn diese Frauen keine Unterstützung in ihrer Familie oder seitens der Gesellschaft erfahren.
Schwangerschaft (pränatal)
Einige Frauen leiden in der Schwangerschaft unter Angststörungen oder Depressionen. Dies kann eine Reaktion auf die Schwangerschaft selbst, auf damit verbundene Gesundheitsprobleme oder auf größere Lebensbelastungen sein. Die Frau beginnt zu begreifen, was der wachsende Bauch eigentlich bedeutet: für die Arbeit, den Partner, finanziell, für ihr Leben. Die Gesellschaft vermittelt unentwegt das Bild der glücklichen Schwangeren. Stellen sich anstatt von Glücksgefühlen, Schuld- und Schamgefühle ein, kann dies bei der Schwangeren zusätzlichen Druck erzeugen beziehungsweise. Selbstvorwürfe sind die Folge – denn eigentlich sollte sie ja glücklich sein.
Entbindung und nach der Geburt (postnatal)
Häufig treten bei Frauen auch nach der Geburt eines Babys Depressionen auf. Circa 15 bis 20 Prozent der Frauen leiden während des ersten Jahres nach der Entbindung unter einer postnatalen Depression. In dieser Zeit muss sich die Frau an große Veränderungen in ihrem Leben gewöhnen sowie die täglichen Herausforderungen der Mutterschaft bewältigen. Hierbei treten oft Depressionen und Angststörungen auf. Frauen die bereits vor der Schwangerschaft mit solch einer Erkrankung zu tun hatten, sind nach der Geburt einem höheren Risiko ausgesetzt eine postnatale Depression zu bekommen.
Wechseljahre (Menopause)
Hormonelle Umstellungen des weiblichen Körpers in der Menopause verursachen keine Depressionen. Allerdings sind die dabei auftretenden Stimmungsschwankungen und Reizbarkeit auf die körperlichen Veränderungen zurückzuführen. Studien haben gezeigt, dass Frauen, die eine chirurgische oder vorzeitige Menopause haben, noch anfälliger für Depressionen sind.