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Erfahrungsbericht von Goran

Ich kam 1983 zur Polizei, leistete meinen Beitrag in belebten Polizeiwachen und unterrichtete an der Polizeiakademie. Ich war sehr gerne bei der Polizei. Mit 1,90 Meter Körpergröße, 110 Kilogramm Gewicht und schwarzem Gürtel in fünf verschiedenen Kampfsportarten dachte ich, mich kann nichts umhauen.

Aber eine Nacht im Oktober 1995 veränderte mein Leben. Ich wurde im Dienst von einer Gruppe von 30 bis 40 Männern zusammengeschlagen. Obwohl die körperlichen Verletzungen nicht so schlimm waren, bin ich psychisch zusammengebrochen. Ich war nur noch am Weinen und wusste nicht, wie mir geschah. Auch meine Frau machte sich große Sorgen um mich. Man diagnostizierte bei mir eine posttraumatische Belastungsstörung (PTBS), die mich so sehr schwächte, dass ich das Haus nicht verlassen konnte oder mich gar um meine junge Familie kümmern konnte.

Ich war nicht in der Lage zu den Schulkonzerten meiner Kinder zu gehen oder mit ihnen ins Kino zu gehen, da ich Angst vor Panikattacken hatte. Ich dachte, dort gäbe es jemanden, der mich oder meine Familie verletzen würde. Ich bekam starke Medikamente und wurde mehrere Male in eine psychiatrische Klinik eingewiesen. Wöchentlich ging ich zu Psychiatern und Psychologen zur Behandlung.

Die persönlichen Auswirkungen waren enorm – ich konnte nicht mehr arbeiten (2000 ging ich mit einer Berufsunfähigkeitsrente in Pension), meine Ehe zerbrach, ich verlor viele Freunde und versuchte zwei oder drei Mal mir das Leben zu nehmen.

Mein Leben war 14 Jahre von PTBS dominiert, bis ein guter Freund mich zu einem Seminar zur Persönlichkeitsentwicklung mitnahm. Was der Dozent sagte, beschäftigte mich mehr als alles, was mir Ärzte und psychologische Berater in den vergangenen Jahren erzählt hatten. Während der nächsten zwölf Monate nahm ich an einer Weiterbildung zur Persönlichkeitsentwicklung teil und mit der Hilfe eines wunderbaren, verständnisvollen Coaches und einiger sehr enger Freunde habe ich mein Leben wieder umgekrempelt. Die dunkle Wolke, die über mir hing, gehört nun der Vergangenheit an.

Ich führe jetzt ein tolles Leben, das nicht mehr von Wut, Depression, Angst oder PTBS dominiert ist. Es gibt noch immer Tage, an denen ich mich niedergeschlagen fühle, aber nicht mehr so schlimm, wie es einmal war. Und während ich früher alles für mich behalten hätte, kann ich heute meine Gefühle vor anderen in meiner nahen Umgebung zeigen. Ein Spaziergang hilft mir manchmal, den Kopf frei zu bekommen.

Die Tatsache, dass meine Psyche mich im Stich gelassen hat und einige Menschen nicht glauben wollten, dass ich wirklich krank war, war schwer für mich. Aber PTBS und Depressionen sind genauso Krankheiten wie Knochenbrüche, die ernst zu nehmen sind und entsprechend behandelt werden müssen.