Was ist eine Zwangsstörung?
Ängstliche Gedanken können unser Verhalten beeinflussen, was in manchen Fällen auch hilfreich ist. Der Gedanke, beispielsweise „Ich könnte den Herd angelassen haben!“ – führt dazu, dass wir prüfen, ob der Herd ausgeschaltet ist, und sorgt somit für Sicherheit.
Wenn dieser Gedanke jedoch zwanghaft immer wieder wiederholt wird, bewirkt er ungesunde Verhaltensmuster, die im Alltag Schwierigkeiten verursachen können. Der immer wiederkehrende Gedanke „Ich habe den Herd angelassen“ kann dazu führen, dass wir immer wieder prüfen müssen, ob er ausgeschaltet ist.
Bei Menschen mit einer Zwangsstörung, liegen entweder Zwangsgedanken oder Zwangshandlungen oder beides vor.
Personen mit Zwangsstörung fühlen häufig starke Scham darüber, dass sie diese Zwangshandlungen ausführen müssen. Durch diese Schamgefühle kann das Problem noch verstärkt werden, denn die Scham und das Verheimlichen der Zwänge kann die Diagnose und Behandlung der Zwangsstörung hinauszögern. Dies kann auch zu einem sozialen Rückzug führen, wenn Kinder nicht mehr die Schule besuchen können oder Erwachsene ans Haus gebunden sind.
Ein Mensch mit Zwangsstörung kann auch von unerwünschten Gedanken und Bildern, wie zum Beispiel „Was, wenn ich mein Kind verletze?“, heimgesucht werden und zu Verzweiflung führen. Betroffene fragen sich, ob sie „schlechte Menschen“ sind, wenn sie solche Gedanken haben. Und sie haben Angst, diese Gedanken auch in die Tat umzusetzen.
Was sind Anzeichen und Symptome einer Zwangsstörung?
Probleme, die allgemein Menschen mit Zwangsstörung betreffen und zu Zwangsverhalten führen sind unter anderem:
- Sauberkeit: der Zwang sich zum Beispiel dauern die Hände zu waschen
- Ordnung: der Zwang immer Symmetrie, perfekte Ordnung oder ein Gleichgewicht herzustellen, indem mit einem übermäßigen Bedürfnis, bestimmte Aufgaben ausgeführt oder Gegenstände, wie Bücher oder Besteck, an einen bestimmten Platz oder in einem bestimmten Muster angeordnet werden Zählen/Horten: zum Beispiel ständiges Zählen von Teilen oder Gegenständen, wie die eigene Kleidung oder Pflastersteine beim Gehen, Horten von Gegenständen, wie Werbepost und alte Zeitungen
- Sicherheit/Kontrolle: zum Beispiel zwanghafte Angst, dass die eigene Person oder andere verletzt werden, was zu Zwangsverhalten führen kann, wie das wiederholte Kontrollieren, ob der Herd ausgeschaltet ist oder ob die Fenster und Türen geschlossen sind
- Sexualität: zum Beispiel eine irrationale Abneigung gegen sexuelle Aktivitäten
- Religion/Moral: zum Beispiel der Zwang, pro Tag eine bestimmte Anzahl an Gebeten zu sprechen oder so oft, dass es sich störend auf die Arbeit oder Beziehungen auswirkt
Menschen mit Zwangsstörung können auch von anderen psychischen Erkrankungen betroffen sein, zum Beispiel unter Depression, sonstigen Angststörungen, Essstörung oder Alkohol- oder Drogenproblemen leiden.
Wie verbreitet ist die Zwangsstörung und wer ist davon betroffen?
Eine Zwangsstörung kann in jeder Lebensphase auftreten, auch Kinder im Alter von sechs oder sieben Jahren können Symptome zeigen, selbst wenn diese sich erstmals in der Jugend voll entwickeln.
Was sind Ursachen einer Zwangsstörung?
Man geht davon aus, dass sich eine Zwangsstörung aus einer Kombination von genetischen Faktoren und Umweltfaktoren entwickelt:
- Familiäre Faktoren (zum Beispiel psychische Erkrankungen in der Familie, hohe Stressbelastung)
- Soziale Faktoren (zum Beispiel psychischer Druck aufgrund von Arbeitslosigkeit, aussichtslos erscheinende finanzielle Situation)
- Psychologische Faktoren (sehr hoher Anspruch an sich selber, geringe Belastbarkeit, sehr hohe persönliche Empfindlichkeit)
- Biologische Faktoren: Zwangsstörungen wurden mit unterschiedlichen neurologischen Faktoren und insbesondere unregelmäßigem Serotoninspiegel in direkten Zusammenhang gebracht. Serotonin ist ein Botenstoff, der Nachrichten zwischen den Gehirnzellen weiterleitet. Umweltbedingtes/angelerntes Verhalten: Es gibt Hinweise darauf, dass eine Zwangsstörung infolge eines angelernten Verhaltens entstehen kann oder durch Beobachtung des Verhaltens bei anderen, zum Beispiel bei den Eltern.